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Donnerstag, 2. Februar 2017

52˚ 55.650 S, 70˚ 48.000 W

So. Wir sind da. Also... Irgendwie. Wir haben heute angelegt und dürfen grad nicht mehr raus. Zollbestimmungen... Warum genau das so ist, keine Ahnung.


Ich bin mir sicher, dass wir für Notfälle das Schott auch noch mal aufmachen dürfen. Aber wir sind auch noch nicht so richtig da. Heute sind wir an einem Anlieger ein Stück nördlich von Punta Arenas (glaub ich) und morgen fahren wir dann in unseren Endhafen (gibt's dieses Wort überhaupt?).


..und ich entscheide jetzt einfach mal ohne jemanden zu fragen, dass ich auflöse, was unser Geheimprojekt war. Man hat es vielleicht schon geahnt, es war eine Horrorkomödie (was sonst?), die wir mit den Wissenschaftlern und ausgesuchten Crew-Mitgliedern gedreht haben. Ich rechne mal den Trailer ganz klein, denn wir haben immer noch Bord-Internet und das kann nicht so viel. 


Heute hatten wir um 21:00 Premiere im Projektorraum (der eigentlich irgendwie anders heisst, aber ich kann mir das einfach nicht merken). Es war nicht der beste Film aller Zeiten, aber da genug Menschen von unserer Tour mitgemacht haben, war es ein voller Erfolg. Den ganzen Film gibt es dann nur persönlich. Spoiler: er ist zwar nur 16 Minuten lang, hat aber eiiiiiiiiiinige Längen! 

Mittwoch, 1. Februar 2017

53˚ 38.464 S, 67˚ 10.471 W

Ja, was soll ich sagen? Wir hacken echt den ganzen Tag durch, um irgendwie unsere Arbeit noch fertig zu kriegen. Und davon wollt ihr keine Eindrücke!


In unseren freien Minuten freuen wir uns, dass andere Leute inzwischen Freizeit haben und ja, wir machen gern das Gruppenfoto!


Kein Bild gibt es davon, dass Steffi und ich auf einem kleinen Kissen eine Viertelstunde Pause gemacht und Schmalzgebäck gegessen haben. Das war schön!

Dienstag, 31. Januar 2017

55˚ 36.961' S, 64˚ 08.527 W

Da ist es! Feuerland! 


Viel mehr habe ich gar nicht zu sagen, außer, dass es toll ist, mal wieder Land zu sehen. Also so richtig!


Ansonsten haben Steffi und ich noch wahnsinnig viel zu tun. Schneiden, texten, Geheimprojekt fertig machen.... Passiert aber auch nicht mehr viel ansonsten. Die junge Wissenschaft faulenzt an Deck und schaut besorgt drein, wenn sie merkt, dass wir noch zu tun haben.


Montag, 30. Januar 2017

58˚ 48.451 S, 59˚ 11.413 W

Wir verlassen nun endgültig die antarktischen Gefilde und bewegen uns in die kreuzgefährliche Drake-Passage mit ihren unberechenbaren Stürmen und haushohen Wellen. Ja. Naja. Seht selbst:


Also, nix von wegen Wetter-und-Wellen-Drama. Eher ein ruhiger Tag mit Sonnenschein auf See. War aber auch dringend mal wieder nötig. Junge Wissenschaftler beginnen da natürlich spontan, sich gegenseitig zu strecken!


Das schöne Wetter verführt zum Verweilen an Deck und einem Unwillen, wieder rein zu gehen. Zu viel Nebel und Wolken gab es in den letzten Wochen. Da wartet man auch schon mal stundenlang auf den Sonnenuntergang.


Als der letztendlich kommt, haben sich längst wieder ein paar Wolken ins Bild geschoben. Das hier war der letzte direkte Blick auf die Sonne.


Morgen soll es aber auch wieder sonnig werden. Vielleicht klappt es ja dann. Und vor allem: morgen kommt Land in Sicht! Nicht nur braune Felsen, sondern auch Bäume! Richtige Bäume! Die ersten seit sieben Wochen!

Sonntag, 29. Januar 2017

60˚ 25.405 S, 56˚ 51.668 W

In den vergangenen Tagen haben wir immer mal wieder gehört: "Eigentlich könnte man dahinten jetzt die antarktische Halbinsel sehen, wenn der Nebel nicht wäre." Schiff mit Aussicht, Fehlanzeige. Heute allerdings war das anders! Wir waren so nah an Gibbs Island, dass der Nebel nicht schnell genug reagiert hat!



Eigentlich sollten auf der Insel noch wissenschaftliche Arbeiten stattfinden, aber leider war der Wind zu stark zum Helikopter fliegen. Was doppelt doof war, denn Steffi und ich hätten dann mit drin gesessen.

Heute war außerdem zum letzten Mal Wiegeklub. Ich habe es ganze dreimal zu diesem wöchentlichen Ereignis geschafft. Ehrlich gesagt, hätte ich es mir auch sparen können. Erstens, weil die Waage beim Antritt der Reise 90 (!!!) kg angezeigt hat. Da war unsere freundschaftliche Beziehung schon beendet. Zweitens, weil es die anderen Male dann 89 und 89.5 kg waren. Ich habe also mein beneidenswertes Gewicht souverän gehalten.

Wir gehen, bzw. schiffen jetzt mal die Drakepassage an. Obwohl anschiffen klingt komisch. Normalerweise ist da auch megafieses Wetter, Sturm und Wellen. Mehr als 3 Meter werden sie jedoch dieses Mal nicht messen. Aber das Schiff schaukelt jetzt schon wieder merklich mehr. Wenn man zu lange auf den Computer schaut, wird's komisch.

Außerdem war ich heute mit dem Laborelektroniker Winni im Kastenkiel. Das ist der tiefste Punkt vom Schiff. Dort entnimmt er immer eine Probe vom Meerwasser und testet dann den Salzgehalt.


Samstag, 28. Januar 2017

63˚ 24.205 S, 52˚ 17.213 W

So, da hatten wir nun den Salat! Morgens um 7:00 Uhr wurden wir Täuflinge mit Geklapper und Getute aus unseren Kammern geholt, versammelt und auf den Tag vorbereitet, indem wir direkt mal auf den Knien zum Essenstisch rutschen durften. Und dann? Tja, das darf ich nicht erzählen! Neptun ist da unerbittlich. Ich würde auch gern Fotos zeigen, aber nein!

Die Polartaufe

Ich kann aber vielleicht sagen, was es nicht war. Es war nicht lecker und hat nicht gut gerochen. Es war nicht warm und trocken. Es hat kurzzeitig nicht das Selbstbewusstsein gestärkt. Als es endlich so richtig in Fahrt kam, war es zwar nicht angenehm, aber auch nicht langweilig. Danach war ich nicht sauber und auch gar nicht traurig, endlich duschen zu können. Drei Mal. Nähere Details und Fotos werden nur privat geteilt. Also... bis auf das Duschen.


So. Wo ist jetzt wieder dieses h hinterm E hin?

Zu meinem Taufnamen sei gesagt: Puschel ist der Name, den mein Aufnahmegerät aufgrund des flauschigen Windschutzes bekommen hat. Das hat schon zu Sätzen geführt wie: "Oh no! It's Puschel time!" oder auch: "Moment, der Puschel von Herrn Ehrhardt ist kaputt!".

Freitag, 27. Januar 2017

63˚ 19.001 S, 53˚ 03.508 W

Oh nein! Auf einmal muss alles schnell gehen! Die Hinweise verdichten sich, dass tatsächlich morgen die Taufe anstehen wird. Neptun verlangt eigentlich, dass wir ein Showprogramm vorbereiten. Dazu sollen wir irgendwas tanzen, singen oder sonstwie vortragen. Steffi und ich würden dafür gern das Geheimprojekt benutzen, aber wird das rechtzeitig fertig? Wir glauben es nicht. Der Herrscher der Meere wird sich mit einem kleinen Vorgeschmack abfinden müssen!

Was ist diesen Menschen passiert?

Bis tief in die Nacht werkeln wir und vergessen darüber fast, dass wenn morgen wirklich die Taufe ist, kaum noch Zeit zum Schlafen bleibt. Es soll wohl ziemlich früh losgehen!